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Wie aus einer Möwe eine Farbe wurde: Was die Metro Lissabon über Informationsarchitektur erzählt

Möve am Tejo in Lissabon
Möve am Tejo in Lissabon.

Wer heute in Lissabon mit der blauen Linie fährt, denkt selten an Möwen. Doch genau diese standen früher für die Strecke. Die Umbenennung der Metro-Linien zeigt, wie Informationsarchitektur im urbanen Raum funktioniert – und wie sich Orientierung, Design und Nutzerfreundlichkeit im Laufe der Zeit verändern.

Die Benennung von U-Bahnlinien ist mehr als nur ein praktisches Detail – sie ist ein Teil der Informationsarchitektur des öffentlichen Raums. Wie Informationen visuell und sprachlich strukturiert werden, beeinflusst massgeblich, wie Menschen sich orientieren und bewegen.

 

Wussten Sie, dass die Metro-Linien in Lissabon ursprünglich symbolische Namen trugen? Statt der heute gebräuchlichen Farbbezeichnungen wurden sie einst nach charakteristischen Motiven benannt:

  • Linha da Gaivota (Möwenlinie)
  • Linha do Girassol (Sonnenblumenlinie)
  • Linha da Caravela (Karavellenlinie)
  • Linha do Oriente (Ostlinie)

 

Mit der Zeit wurden diese poetischen Namen durch Farbbezeichnungen ersetzt, um die Orientierung für Fahrgäste zu erleichtern:

  • Linha Azul (Blaue Linie)
  • Linha Amarela (Gelbe Linie)
  • Linha Verde (Grüne Linie)
  • Linha Vermelha (Rote Linie)
Metro-Symbole in der Station Alameda.
Metro-Symbole in der Station Alameda.

Interessant: Die ursprünglichen Symbole leben bis heute in den Logos der Linien weiter – ein schöner Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Ein Blick in andere Städte zeigt ganz unterschiedliche Ansätze:

 

🚇 In London sind die Linien meist nach geografischen oder historischen Begriffen benannt – wie Piccadilly Line, District Line oder Bakerloo Line.

 

🚇 In New York orientiert sich das System an Buchstaben und Zahlen – etwa Linie A, 7 oder L.

 

🚇 In Berlin gibt es eine Mischung aus Buchstaben und Nummern: U1 bis U9, ergänzt durch das S-Bahn-System.

 

Der Vergleich zeigt: Ob Farbe, Zahl oder Name – wie wir städtische Räume strukturieren und benennen, sagt viel über Nutzungsfreundlichkeit, Geschichte und kulturelle Prägung aus.